Diese Woche muss ich etwas bekennen. Aber lasst mich Euch erst erzählen wie ich in diese Situation zurecht kam.
Barb und ich flogen im Juli von Billings, Montana, zurück nach Tulsa mit einem Zwischenstopp in Minneapolis. Barb saß am Fenster und ich daneben. Ein junger Mann Ende zwanzig setzte sich vor uns ans Fenster.
In Montana gibt es viele riesige Landgüter (Ranch) und deshalb auch viele Cowboys und dieser junge Mann schien einer zu sein. Außer dass er eine Baseballkappe trug anstatt eines Cowboyhutes. Wenn du eine Ranch und Cowboys kennst, weißt du wahrscheinlich, daß Cowboys gerne ihren Hut durch eine Kappe ersetzen wenn sie ausgehen. Das 'schreit' dann nicht sofort Cowboy wenn man in der Stadt unterwegs ist.
Ich begutachtete unseren Mitreisenden
Er war sicherlich ein echter Cowboy. Kurzes gestyletes Haar, Baseballkappe, eine runde Dose mit Kautabak in seiner Hosentasche, eine saubere neue Jeans mit Schlag damit sie über die Cowboystiefel passen. Eine große silberne Gürtelschnalle und ein Hemd mit langen Ärmeln (im Juli !!). Und er sprach die Stewardess mit 'Fräulein' an. Ja, es war ein echter Cowboy und ich war neugierig wieso er nach Minneapolis ging.
Entschuldigung, Herr
Also las ich mit. Der erste Bericht den ich las: „Du kritisierst immer meinen Kleidungsstil. Du kritisiertst mich immer in Anwesenheit meiner Freunde“. Der Bericht war von einer Person namens Jenny oder so ähnlich. Unser Mitreisender antwortete:“Nein, das tue ich nicht, wir besprechen alles wenn ich angekommen bin“. Mir wurde klar dass dies eine Diskussion war zwischen Freund und Freundin. Ich schämte mich für mein mitlesen, war aber trotzdem sehr neugierig. Sie benutzten keine Abkürzungen sondern schrieben jedes Wort und Punkt und Komma. Es war ein richtiges SMS- Gespräch und ich drang in ihre Privatsphäre ein.
Ich sagte zu mir in etwa folgendes „Du weißt das du seine Berichte nicht lesen solltest, aber Entschuldigung Vater, ich werde für sie beten wenn das die Situation verbessert“ und dabei dachte ich grinsend das es doch etwas dumm war um dafür zu beten... (füge ein kurzes Gebet für Cowboy und Jenny ein) … danach las ich ihr Gespräch weiter mit.
Der Cowboy wollte nicht locker lassen, erklärte weiter in seinen SMS'en warum er so kritisch war bezüglich des Kleidungstils seiner Freundin und auch noch in Anwesenheit ihrer Freunde. Er wusste das innerhalb von 5 Minuten alle Handys ausgeschaltet werden mussten.
Ich hatte den Drang ihm folgendes zu sagen: Wenn du in einem Loch sitzt musst du als erstes aufhören mit graben! Entschuldige dich einfach, verstehe ihre Unsicherheit gegenüber dir und eurer Beziehung und halte ansonsten deinen Mund. Sonst wird dich niemand vom Flughafen abholen, Kerl!
Aber nein, er musste unbedingt antworten … also beschwerte sie sich über seine Kritik an ihren Aussprachen und dem von ihr gewählten Restaurant in dem sie zuletzt gegessen hatten - und er antwortete ihr, daß er nur helfen wollte auch bezüglich ihrer Wirkung auf andere Menschen usw. Und genau wie ein getroffener Doppeldeckerpilot aus dem 1. Weltkrieg, ging es sehr schnell abwärts mit ihm.
Schon bald war ich in seiner Welt, mein Verstand suchte nach Antworten, wartend auf Jennys Reaktion. Mein Puls ging hoch. Ich versuchte meine Aufmerksamkeit auf die im Flugzeug angebotenen Magazine zu richten und tat so als ob ich sie lese. Aber schielte weiterhin zu seinen SMS'en … schnell Jenny gleich schliesen die Türen.
Ich spielte kurz mit dem Gedanken ihm zu beichten daß ich mitgelesen hatte und im einen Ratschlag zu geben, aber tat es schließlich nicht. Die Türen des Fliegers gingen zu. Alle elektronischen Geräte mussten ausgeschaltet und eingepackt werden. Die Stühle mussten recht stehen und wir lernten wieder einmal wie die Gurte festgemacht werden mussten und starteten durch.
Noch ein Bier, Fräulein
Sobald es möglich war schaltete er sein Handy wieder ein, ich nehme an auf Flugzeugstand. Er las die Berichte von Jenny wieder und wieder obwohl er nicht in der Lage war neue zu empfangen oder zu senden. Währenddessen trank er noch 3 Bier. Kurz nachdem das Flugzeug Minneapolis erreicht hatte schaltete der Cowboy sein Handy wieder an und fing wieder an zu schreiben. Jetzt fing ich aufrichtig an für ihn zu beten. Denn nach 4 Bier im Flugzeug und Jenny die ihn erwartet und den SMS Gesprächen die sie geführt hatten konnte er Gebet wirklich gut brauchen!
Stellvertretend leben
Meine Sünde des Abhörens und Mitverfolgens des Gesprächs zwischen dem Cowboy und Jenny erlaubte mir stellvertretend durch sie zu leben. Stellvertretend wird definiert als „Leben wie durch jemanden anderen, es nicht selbst erfahren, aber die Erfahrungen eines anderen so zu benutzen als wäre es die eigene“.
Durch diese beiden war ich im Stande Streit, den ich mit Barb hatte als wir Twens waren, wieder zu erleben. Ich habe damals gelernt mit dem Graben zu stoppen wenn ich mich in einer Situation befinde in der ich mich durch meine Argumente immer tiefer in ein Loch vergrub. .. (leider bin ich immer noch am lernen). Durch das lesen dieser SMS'en war ich wieder zurückversetzt in die Zeit als unsere Söhne noch Kinder waren.
Ich bin verbunden, also bin ich
Menschen leben stellvertretend schon seit dem Moment als Adam und Eva ihren Kindern am Esstisch vom Garten Eden erzählten. Es ist nicht unbedingt eine Sünde obwohl es so wie jede von Gott gegebene Gabe als Sünde benutzt werden kann. Es ist tatsächlich ein durch Gott geschenkter Teil unseres Einfühlungsvermögens. Bücher, Filme, Fernsehen, das Internet und vieles mehr werden an unser Einfühlungsvermögen angeschlossen und Menschen leben in gewissem Sinne stellvertretend als Teil der Unterhaltung.
Heutzutage, mit so vielen Möglichkeiten um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen haben viele Menschen diese gelegentlichen stellvertretenden Momente in einen kompletten Lebensstil verändert und übernommen. Als Folge davon ist ihr Leben irgendwo „da draußen“ in der Cyberwelt und ignorieren sie die Leute in ihrer Nähe. Manche sind so weit „da draußen“, daß sie vergessen wer sie sind, was ihre wirklichen Prioritäten sein sollten und sie haben ihre sozialen Fähigkeiten in Bezug auf reale Menschen verloren.
Gott stellvertretend erfahren
In wenigen Jahren sind wir von gerade mal 2 Stunden stellvertretend leben am Samstag Abend während eines Films zu einem stellvertretend leben als Lebensstil gewechselt. Einbezogen in das Leben anderer Leute durch soziale Websites, „Freunde“, Tweets u.a. Unsere Gefühle fließen wie in echten /wirklichen Beziehungen obwohl wir „Freunde“ auf Distanz halten. Wir fühlen was sie fühlen, wir machen uns Sorgen und Beten und wir freuen uns zusammen mit unseren virtuellen Freunden. Wir leben stellvertretend durch sie.
Wir gehen zur Kirche und erwarten das wir Gott stellvertretend erfahren – durch die Anbeteung, Predigt oder Unterricht, die ganze Erfahrung. Leider erfahren die meisten Leute mehr Kirche als Gott. Das ist die Folge wenn man ständig in einem stellvertretenden Zustand ist. Die Beziehung zu Gott wird hohl und sie wissen nicht warum. Kirche ist langweilig, sie wissen nicht wie sie verbunden werden in Anbetung/ dem Wort. Sie fühlen seine Anwesenheit nicht.
Man kann Gott nicht stellvertretend kennen oder erfahren
Ihr Leben mit Gott hat die gleiche Oberflächlichkeit wie ihre Beziehung zu ihren Facebook-Freunden und s gilt noch immer: Beziehungen wirken am besten persönlich. Anders gesagt: Du kannst eine Person oder Gott nicht wirklich kennen wenn du sie nur stellvertretend erfährst.
Also gehen die Menschen auf die Suche nach einem Propheten in der Hoffnung auf ein Wort. Oder zu einem Gottesdienst wo Engel gesehen werden, sie suchen nach „Gänsehaut“ und mehr. Das alles nur um etwas „echtes“ zu erfahren in ihrem Glaubensleben. Christen von denen du dachtest sie sind standhaft, fragen sich plötzlich ob Gott real ist. Das kommt dadurch das ihr Glauben stellvertretend war, sie kannten Gott nicht wirklich. Sie lebten ihr Glaubensleben durch die Augen und Ohren und Erfahrungen von anderen anstatt das sie Gott den Vater wirklich und selbst kannten.
Und damit werden wir nächste Woche weitermachen... für meine Hauskirchenfreunde wäre dass doch ein gutees Gesprächsthema für diese Woche.
Bis dann, sei gesegnet
John Fenn / übersetzt T/HJ