Heilung einer „moralischen Verletzung“ Definition einer moralischen Verletzung Teil 1
Hallo zusammen,
Heute beginne ich eine Serie über „moralische Verletzungen“ und wie sie geheilt werden können. Eine moralische Verletzung verursacht tiefe Wunden in der Seele eines Menschen und ist wie ein tiefer Bluterguss in unseren Gefühlen. Wie ein physischer Bluterguss, befindet sie sich dort, wo sie niemand sehen kann, und verursacht einen tiefen Schmerz, der immer im Hintergrund unseres Handelns steht und unsere Funktionsfähigkeit beeinträchtigt.
Eine moralische Verletzung ist...
Eine moralische Verletzung ist eine Verletzung des etablierten moralischen Standards einer Person. Moralische Normen helfen, uns zu definieren, indem sie ein Gefüge für ein Verständnis schaffen, durch das wir mit anderen im Leben und in der Gesellschaft funktionieren und dafür wie wir Gott verstehen. Für einen Christen ist unsere Sichtweise von Gott in das Gefüge unserer moralischen Normen eingewoben, so dass das Leben Sinn macht. Wenn wir moralisch verletzt werden, haben wir das Gefühl, dass Gott uns im Stich gelassen hat. Irgendwie geben wir Gott die Schuld dafür und dennoch hat er irgendwie auch die Antwort dafür.
Eine Verletzung unseres moralischen Gefüges erschüttert uns bis zu unserem innersten Kern, wo wir wissen wer und was wir sind. Wir kennen auf einmal die Regeln nicht mehr und wandern emotional in einer trockenen Wüste umher und empfinden nirgendwo mehr hinzugehören und anders zu sein als alle anderen. Selbst Gott entfernt sich und wird verdächtig. Das eigentliche Gefüge dessen, wer wir sind, ist durch den Angriff auf unser moralisches Gefüge zerbrochen.
Dies wurde erstmals im Militär benutzt, wo junge Männer und Frauen gezwungen wurden, anderen Menschen schreckliche Dinge anzutun, wobei diese Handlungen in ihre moralischen Normen eingriffen und in ihrer Seele tiefe Verletzungen verursacht haben. Ihre Weltanschauung wurde zerstört. Sie taten oder sahen Dinge, die keine Videospiele oder Filme waren - sie sahen und nahmen an echtem Horror teil - oder ihnen wurde ein Horror zugefügt. PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) oder, wie ich es ausdrücke, „eine schwere seelische Belastung, die nach einem traumatischen Ereignis auftritt und deren Folgen man miterlebt oder mitmacht“, betrifft nicht nur Soldaten.
Eine moralische Verletzung ist ein Verrat an dem, was moralisch richtig ist, und geschieht durch jemanden oder eine Sache, die Autorität über diese Person oder über diese Situation hat.
Wenn ein Kind sexuell missbraucht wird, zerbricht das seine moralische Welt - dieser Verwandte, dieser Freund, dieser Nachbar, dieser Fremde - verletzt jede moralische Struktur, die das Kind in einer Welt hatte, die es vorher für sicher und geschützt hielt. Es hat eine moralische Verletzung erlitten, die eine tiefe Wunde in ihrer Seele hinterließ. Dies zerbricht, wer es ist und hinterlässt es verwirrt, verletzt, beschämt, ja sogar in dem falschen Glauben, es hätte es selbst verursacht oder verdient. Es wird ohne ein Gefüge in seiner Seele zurückgelassen, das ihm sagt wie man Liebe definiert oder wie das Leben funktioniert. Solche Kinder suchen und finden dann Dinge, die sie aus der Welt herausholen, die sie nicht mehr erkennen.
Wenn eine Person versucht irgendeine Form von moralischer Struktur wieder aufzubauen, dann treten oft Abhängigkeiten von Sex, Drogenmissbrauch und anderen Dingen auf, die mit Depressionen und Hoffnungslosigkeit einhergehen. Diese bringen oft das unglückliche Ergebnis mit sich, dass sie dann entdecken, dass nichts von diesen Dingen, das heilen und wiederherstellen, wer sie wirklich sind, und es kann auch die Frage nicht beantworten warum sie auf dem Planeten Erde sind. Die Gemeinde als Ganzes bietet da oft auch wenig Hilfe an.
Unsere Gemeinden sind gefüllt mit Menschen, die „moralische Verletzungen“ in sich tragen. Das liegt zum Teil daran, dass uns gesagt wird, wir sollten der Person, die uns verletzt hat, vergeben, und unser gottgegebenes Gefühl für richtig und falsch ignorieren, und in gleicher Weise die Notwendigkeit von Rechenschaftspflicht, die Notwendigkeit einer Entschuldigung durch den Täters ignorieren und wir sollten sogar das Gefühl entwickeln, dass wir über all das glücklich sind.
Aber unser moralisches Gefüge wurde verletzt, und wir sind wütend, verletzt und verwirrt durch das, was die Gemeinde sagt, und wir wollen Gerechtigkeit! Der Durchschnittschrist befindet sich daher im Konflikt, weil er einerseits das Gefühl hat, Gott den Vater lieben zu müssen, ihm aber andererseits nicht vertraut, denn wenn er so ist, wie die meisten Gemeinden ihn präsentieren, dann ist er pervers und sadistisch. (Zum Glück ist er überhaupt nicht so.)
Die Situationen, die moralische Schäden verursachen, können sich ändern, aber die Ergebnisse sind im Grunde die gleichen. Zum Beispiel:
Ein Chef schreit einen Untergebenen an und erniedrigt ihn, indem er nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Person und seinen Wert als menschliches Wesen angreift. Es persönlich zu machen, wenn es unangebracht ist, ist eine moralische Verletzung - ein tiefer und dauerhafter blauer Fleck, der sich in der Seele weiter verbreitet als der Schnitt eines einzigen scharfen Tadelstrichs. Die Verletzung wird nicht schnell geheilt, weil das Gefühl des Mitarbeiters für Recht und Unrecht innerhalb des Unternehmens und der Arbeitsbeziehungen vom Chef zerstört wurde. Das ist eine moralische Verletzung.
Oder vielleicht ist es ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens oder ein Notfallhelfer, der weiß, was das Richtige ist, der aber an Regeln und Vorschriften gebunden wird oder dem der Wille des Krankenhauses oder des Arztes, für den er arbeitet, abverlangt wird, womit er gegen seine Moral verstößt. Dies führt dann dazu, dass ein Patient stirbt oder eine weniger gute Behandlung erhält, die er hätte erhalten sollen. Aber der Mitarbeiter gehorcht seinen Vorgesetzten, was zu einer moralischen Verletzung seiner Seele führt. Sein Sinn für das moralische Empfinden dafür, was es bedeutet, im Gesundheitswesen tätig zu sein, und warum er sich für eine Arbeit in der Gesundheitsfürsorge entschieden hat, wird durch Budgets oder unlogische Regeln oder grausame Vorgesetzte erschüttert ... er hat eine moralische Verletzung erlitten.
Eine moralische Verletzung erzeugt in der Person...
Jede moralische Verletzung kann folgendes in einer Person verursachen: Langfristigen emotionalen Schmerz, Wut, Scham, Schuldgefühle und sogar Ekel und/oder Selbsthass, Depressionen und Selbstmordgedanken - all das lässt eine Person ohne Antworten zurück; sie weiß nicht, wie sie von dem Schmerz in ihrer Seele geheilt werden kann, der erst durch diese tiefe moralische Verletzung verursacht worden ist.
Es gibt Heilung, denn eine der grundlegenden Prophezeiungen Jesu in Jesaja 42, 3 besagt, dass der Messias „weder ein bereits zerschlagenes Rohr zerbrechen noch einen kaum brennenden Docht auslöschen wird“, wobei er sich auf seine zärtliche Fürsorge für diejenigen bezieht, die in ihren Gefühlen, ihrer Moral und ihrer Seele verletzt sind. Jesus lud die schwer Belasteten und die, der Last überdrüssigen, Menschen ein, zu ihm zu kommen, und verspricht ihnen Ruhe zu geben. Aber wo ist das eigentlich in den Gemeinden zu sehen? Wie wird die Befreiung von der Last weitergegeben?
Je nach Übersetzung befassen sich zwischen 40% und 70% der Psalmen mit Zorn, Ungerechtigkeit, Seelenverletzung und Trauer und beschreiben intensive persönliche Prozesse, die erforderlich sind, um moralische Verletzungen zu verarbeiten.
Jesus löscht das Feuer des kaum brennenden Dochtes in einem Menschen nicht aus, noch schneidet er den angeschlagenen Pflanzenstamm einer Seele ab. Aber wie führt er jeden Menschen zur persönlichen Heilung seiner Seele? Wie stellt man ein zerstörtes moralisches Gefüge wieder her?
Darum wird es nächste Woche gehen, nämlich um den Einstieg in den Prozess der Heilung von einer moralischen Verletzung.
Bis dahin, seid gesegnet,
John Fenn
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